NaKorid: „Plombe“ für die Schiene erhält Anwenderfreigabe der Deutschen Bahn

Die Firma OPTOcomm GmbH aus Gründau in Hessen entwickelt das Isolierstoßreparatur- und -schnellversiegelungsverfahren NaKorid (ein Nano-Komposit-Hybrid) – quasi eine Art Plombe für defekte Isolierstöße von Bahnschienen. Nach abgestufter mehrjähriger Erprobung erfolgte nun die Zulassung des Verfahrens durch das Eisenbahnbundesamt sowie die Anwenderfreigabe bei der Deutschen Bahn Netz AG (DB Netz AG). Nach der erfolgreichen Betriebserprobung und Zulassung kann das Verfahren nun deutschlandweit eingesetzt werden. Das patentierte Reparaturverfahren kann zur Senkung von Instandhaltungskosten für die Bahninfrastrukturbetreiber beitragen. Die Anwenderfreigabe gilt für alle Isolierstöße in Gleisen, Weichen und Kreuzungen. „Wir sind sehr stolz auf die Zulassung unserer Entwicklung, die mehrere Jahre von der Idee bis zur Einsatzreife beansprucht hat. Schon 2014 führten wir erste Tests mit dem Reparatur-Kit durch und stellten schnell fest, dass unser Nano-Komposit-Hybrid als Plombe wie bei einem löchrigen Zahn die Reparatur für Isolierstöße wesentlich schneller und einfacher gestaltet“, sagt NaKorid-Erfinder Simon Schmidt, Geschäftsführer von OPTOcomm. Der in Kooperation mit der Materialprüfanstalt (MPA) Darmstadt und dem Nano Science Institute (NSI) entwickelte Komposit-Verbundstoff zeichnet sich durch eine sehr hohe Druckfestigkeit aus, wodurch der Überwalzungseffekt im Gegensatz zum bisherigen verwendeten Isolationsmaterial gehemmt wird.

Ein großer Vorteil des neuen Verfahrens ist, dass das Instandhaltungspersonal die Reparatur nach kurzer Schulung selbst durchführen kann. „Neben der nachhaltigen Ressourcenschonung und Einsparung von Instandhaltungskosten können durch die präventive Reparatur mit NaKorid auch die bislang durch technische Störungen hervorgerufenen Zugverspätungen spürbar verringert werden“, nennt Wirtschaftsingenieur Simon Schmidt einen unmittelbaren Nutzen für Bahnkunden.

Alte Praxis und neues Verfahren im Vergleich: Bei der bisher gängigen Praxis wird nach dem Auftreten einer Störung der Isolierstoß meist mit Hilfe einer Säge, Feile oder eines Winkelschleifers „freigeschnitten“; die Überwalzung wird mechanisch entfernt. Zurück bleibt eine Kerbe, in der sich dann mitunter Eisenspäne und andere Partikel ansammeln können. In der Vergangenheit blieb zur dauerhaften Lösung des Problems oft nur das Neukleben des Isolierstoßes oder der Komplettaustausch. „Ist ein Isolierstoß erst einmal gestört, kann es, besonders dort, wo hohe Lasttonnen gefahren werden, erneut zu Störungen kommen. Genau hier setzt das neue Reparaturverfahren an. Es verhindert, dass sich Späne oder andere Fremdstoffe im Isolierspalt festsetzen können“, beschreibt André Neu, Vertriebsmanager Nakorid. Der definierte Entstörungsprozess mit dem Isolierstoßreparaturverfahren kann die bisherigen Störungen und den Komplettaustausch des Isolierstoßes verringern. Die Reparatur kann im Rahmen der Instandhaltung kostengünstig durch eigenes Bahn-Personal durchgeführt werden, bevor eine technische Störung durch Überwalzung oder ein Kurzschluss durch Eisenspäne eintritt.

Weniger Zugverspätungen durch schnelle Reparatur: Die Betriebserprobung des Materials erfolgte in Anlagen der DB Netz AG. Nach ausgeweiteten Betriebserprobungen in ausgewählten Produktionsdurchführungen in den Jahren 2016 und 2017 wurde zwischen 2018 und 2019 das weiterentwickelte Material „NaKorid Schwarz“ bundesweit erprobt und vor allem im Regionalbereich Südwest erfolgreich eingesetzt. Das Material NaKorid-Schwarz erwies sich gegen Überwalzungen als äußerst robust. Frühere Einbaufehler konnten durch die Entwicklung diverser Hilfsmittel wie Schablonen, Service-Koffer und Klebstoffanpassungen minimiert werden. Bei rechtzeitigem Einsatz des Reparaturverfahrens können Instandhaltungsmittel eingespart und technische Störungen reduziert werden. „Technische Störungen durch überwalzte Isolierstöße können zu Signal- oder Weichenstörungen führen. Das bedeutet wiederum verspätete Züge und schlimmstenfalls tausende betroffene Bahnkunden“, benennt Erfinder Simon Schmidt das ursächliche Problem. Durch das patentierte Reparaturverfahren können diese Störungen reduziert werden, da eine präventive Reparatur im Rahmen der normalen Instandhaltung möglich ist und bisherige Folgestörungen nicht mehr auftreten können. Für die Innovation erhielt OPTOcomm zahlreiche Auszeichnungen, z.B. 2017 den Hessischen Gründerpreis und 2018 eine Nominierung für den Supplier Innovation Award der Deutschen Bahn.