Mit Automation aus der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung haben die deutsche Industrie in eine tiefe Rezession gestürzt. Drohender Stellenabbau, deutlicher Umsatzrückgang, Kurzarbeit sowie Investitionsstopp sind die Folge. SARS-CoV-2-Pandemie hat das Thema Hygiene nicht nur für systemrelevante Industriezweige wie die Lebensmittelindustrie, die chemischen Industrie und Pharmaindustrie relevant werden lassen. Viele Unternehmen mussten und müssen ihre Prozesse umdenken, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu schützen. Robotik und Automation können hierbei einen wichtigen Beitrag leisten.

Um Menschen keiner unnötigen Gefahr durch das Virus auszusetzen und das Infektionsrisiko innerhalb der Firma zu minimieren, ist der Einsatz von Automation und Robotik sinnvoll. Vor allem lohnt es sich, nicht-wertschöpfende, sich wiederholende Tätigkeiten wie den innerbetrieblichen Transport von Waren und Gütern zu automatisieren, die durch ein Fahrerlose Transportsystem (FTS) bzw. Transportroboter erledigt werden können. In vielen Industriezweigen wie der Lebensmittelindustrie, aber auch in der chemischen Industrie und Pharmaindustrie ist Hygiene nicht erst seit der SARS-CoV-2-Pandemie von Bedeutung. Um das Zusammentreffen vor allem systemrelevanter Mitarbeiter zu minieren, wird die Arbeit hier in Schichten, Arbeitsgruppen oder im Homeoffice organisiert.

Eine Risikoquelle bleibt allerdings bestehen: es ist üblich, dass von einer Abteilung zu einer anderen Abteilung Materialtransporte notwendig sind, wenn zum Beispiel Bauteile zur weiteren Bearbeitung an Kommissionier-Arbeitsplätze oder Brotwaren von der Produktion ins Lager gebracht werden müssen. Statt hier nun Mitarbeiter einzusetzen, die sich um den Transport kümmern, ist eine Automatisierung des Transportweges ein nicht zu unterschätzender Hygienevorteil. Durch die Integration eines Transportroboters kann der Materialfluss zwischen den Abteilungen ungestört ablaufen, ohne dass ein Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz für Transportaufgaben verlassen muss. Die Gefahr, dass sich Mitarbeiter im Team anstecken, wegen Quarantäne Abteilungen geschlossen werden oder die Produktion sogar zum Stillstand kommen muss, lässt sich hierdurch zwar nicht vollständig ausschließen, dennoch lässt sich das Risiko zumindest eingrenzen.

Transportroboter lassen sich ohne größere Eingriffe in der Produktionsumgebung integrieren. Aktuelle Modelle, die autonom navigieren, benötigen keine Magnetspuren mehr, sondern orientieren sich über Laserscanner. Transportroboter können so modifiziert werden, dass sie unterschiedliche Lasten befördern können. Selbst anspruchsvolle Umgebungen, in denen beispielsweise Fahrstuhlsysteme und Automatiktüren zu überwinden sind, aber auch Einsätze in Reinraumzonen sind für heutige Transportroboter-Modelle kein Problem mehr. Beim Schweizer Technologieunternehmen DYCONEX erfolgt zum Beispiel der autonome Materialfluss über drei Stockwerke. Dabei navigieren die Transportroboter durch verschiedene Sauberkeitszonen. Im thüringischen Großlöbichau im Werk von VACOM Vakuum Komponenten und Messtechnik GmbH haben die Transportroboter sogar eigene Namen von den Mitarbeitern bekommen. Hier ist die Integration besonders geglückt. Fritzchen, Robo, Jürgen, Sam und James heißen die neuen Kollegen, die auf einer 112 Meter langen und 35 Meter breiten Fabrikumgebung den Transport übernehmen.

Der Trend in der Transportrobotik geht zudem in die Entwicklung von sich selbst organisierenden Logistiksystemen, welche sich durch Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) während des Betriebs selbstständig optimieren und ganz ohne menschliche Unterstützung auskommen. Die Grundlagen für ein solches Systems erforscht ASTI InSystems derzeit im Rahmen des Forschungsprojekts “FlowPro”, das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mit rund vier Millionen Euro gefördert wird. “Flow-Pro” soll die Mikromobilität von Waren bis zur Losgröße 1 in Industrieparks ermöglichen und die Intralogistik unternehmensübergreifend auf dem Land- und Luftweg optimieren.

Das ifo Institut für Wirtschaftsforschung zieht in seiner Konjunkturprognose eine düstere Bilanz für die deutsche Wirtschaft in 2020: Während des Shutdown zwischen März und April ist die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung um 16% geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt erlitt einen beispiellosen historischen Einbruch. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) errechnet für seine Branche sogar einen Umsatzrückgang von 20%. Durch das hohe Ansteckungsrisiko, das von dem COVID-19 Virus ausgeht, wurden zudem viele Produktionen gestoppt oder zumindest zurückgefahren, die nicht systemrelevant oder zur Konsumgüterindustrie gehörten. Eine Normalisierung der Lage ist vorerst nicht in Sicht, zumal die Infektionszahlen erneut ansteigen.

Neben dem Einsatz von Transportrobotern gibt es noch einen anderen Weg, die Hygiene in der Produktion zu verbessern und Flächen zuverlässig keimfrei zu halten. Mit so genannten Desinfektionsrobotern lassen sich Viren wie das Corona-Virus wirksam in der Luft sowie auf Oberflächen und Gegenständen abtöten. Zusammen mit dem spanischen Maschinenbauer ASTI Mobile Robotics, mit dem InSystems Automation 2019 fusionierte, sowie BOOS Technical Lithing wurde eine solche Lösung mit dem Markennamen “ZenZoe” Anfang dieses Jahres entwickelt. Die Entwicklung war von der Idee getragen, mit dem Roboter einen wichtigen, lebensrettenden Beitrag zur Bekämpfung des Coronavirus zu leisten.

“ZenZoe” verfügt über eine spezielle Lichtsäule, die ultraviolettes Licht (UV-C-Licht) ausstrahlt. Die UV-C-Lampe ist auf der Hubvorrichtung unseres autonom navigierenden Transportroboters angebracht und kann damit für eine optimale Behandlung jeweils in die beste Höhe verfahren werden. Durch die hohe konzentrierte Lichtintensität der UV-Lampe kann eine kontinuierliche Desinfektion von Keimen in einem einzigen Durchgang gewährleistet werden. Somit müssen Oberflächen und Gegenstände nicht mehrmals desinfiziert werden, wodurch sich die Desinfektionszeit eines Raumes erheblich reduziert. Durch die Anwendung einer cloudbasierten Software lässt sich zudem die Wirksamkeit in Echtzeit rückverfolgen und dokumentieren.

Automation und Robotik können Unternehmen einen wichtigen Hygienevorteil in der Corona-Pandemie verschaffen. Automatisierte Prozesse tragen dazu bei, Ansteckungsgefahren im Team zu minimieren und somit einen möglichen Stillstand von Produktionen durch Quarantäne vorzubeugen. Zudem lassen sich mit Desinfektionsrobotern wie “ZenZoe” Flächen und Räume virenfrei reinigen, um die Gesundheit von Mitarbeitern zu schützen.

InSystems Automation GmbH erstellt innovative Automatisierungslösungen für Materialfluss, Montage und Qualitätssicherung. Die kundenindividuellen Maschinen und Anlagen werden von InSystems konstruiert, gebaut, programmiert und in die Produktionssteuerung beim Kunden implementiert. InSystems liefert dem Kunden Materialflusslösungen mit Transportrobotern komplett aus einer Hand.

Der Hauptsitz des 1999 gegründeten Unternehmens mit zurzeit 70 Mitarbeitern ist der Wissenschaftsstandort Berlin-Adlershof. Seit 10.10.2019 gehört das Unternehmen ASTI Mobile Robotics Group. Durch die Angliederung verfügt das Unternehmen über das größte Spektrum an Transportrobotern im Markt und konnte seine Produktionskapazitäten ausbauen.