Alternative bei John Deere: Ob es überhaupt gibt?

Derzeit ist die Nachfrage nach Multi Fuel-Motoren für Traktoren und Erntemaschinen noch gering. Das liegt auch daran, dass es bisher keine Traktoren mit Multi Fuel-Motoren gibt. In Deutschland wurde im Jahr 2019 nur ein Prozent des Diesels für Pflanzenölkraftstoffe umgewidmet. Zum Vergleich: In Schweden lag der Anteil an Pflanzenölkraftstoff Stand 2018 bei 20 Prozent. Dort wird Pflanzenölkraftstoff schon seit Jahren eingesetzt. Die meisten Traktoren und Erntemaschinen sind nicht für den Einsatz von Pflanzenölkraftstoffe ausgelegt.

Die Hersteller von Traktoren und Erntemaschinen forschen an alternativen Brennstoffen. Am besten wäre aber ein Traktor, der unterschiedliche Kraftstoffe tanken kann. Die Bezeichnung Multi Fuel bedeutet übersetzt Vielstoffmotor, der mit unterschiedlichen Kraftstoffen betrieben werden kann. Das Konzept gibt es schon für große Stromgeneratoren. Die laufen mit Rapsöl oder Altspeiseöl genauso wie mit Diesel. Auch für Motoren in der Landwirtschaft gibt es bereits Projekte. Die Motoren erlauben den Einsatz Pflanzenölkraftstoffe, Biodiesel und konventionellem Dieselkraftstoff. Die Kraftstoffe lassen sich als Mischungen oder als Reinkraftstoffe nutzen. Das Ziel ist, das landwirtschaftlichen Betrieb ihre hergestellten Pflanzenöle tanken können.

Multi Fuel-Systeme erkennen mit Sensoren den Kraftstoff oder die Kraftstoffmischung. Das passiert nicht im Rail unter Hochdruck, sondern im Niederdruckkraftstoffsystem. Dort messen Sensoren Viskosität, Dichte, Leitfähigkeit und Temperatur des Kraftstoffs oder des Gemisches. Die elektronische Motorsteuerung (ECU) bestimmt dann die Betriebspunkte, wie beispielsweise der Zeitpunkt der Einspritzung. Zusätzlich verrechnet eine Software die Messwerte des Kraftstoffsensors. Das Ziel von Johnn Deere ist es, dass zukünftige Multi-Fuel-Traktoren keine zusätzlichen Sensoren nutzen, sondern die serienmäßig vorhandene Sensorik im Motor- und Abgassystem verwenden. John Deere Traktoren zum Verkauf bei MVMV Maschinenvertrieb Mecklenburg-Vorpommern.

Streng genommen gibt es keine Multi Fuel-Motoren, sondern es ist das gesamte Paket mit Tank, Motor, Steuerung und Abgasnachbehandlung. Probleme machen den Entwicklern vor allem die Abgasnachbehandlung, aber auch die Motorschmierung, das Kaltstartverhalten bis zu -20 °C, die Motorleistung bei unterschiedlichen Kraftstoffen, der Wirkungsgrad und die Herausforderung, unterschiedliche Kraftstoffe auf dem Traktor zu erkennen.

Es gibt bereits Traktoren mit Multi Fuel-Motoren. Die wurden aber umgerüstet. Bisher bietet kein Hersteller einen Serientraktor an, der unterschiedliche Biokraftstoffe und Dieselkraftsoff ohne Umrüstung tanken darf.

Nach Angaben von John Deere waren die Tests mit Pflanzenölkraftstoff, Biodiesel, aber auch konventioneller Dieselkraftstoff als Reinkraftstoffe und Mischungen erfolgreich. Die Abgasvorschriften nach EU-Stufe V lassen sich mit allen Kraftstoff-Kombinationen einhalten. Während die technischen Herausforderungen zu einem großen Teil gelöst werden konnten, gibt es weitere Hürden. Sie bremsen Traktoren mit Multi Fuel-Motoren aus. Nach Aussage von John Deere müssen erst Anpassungen am Zertifizierungsverfahren vorgenommen werden, da die heutige Gesetzgebung vorsehe, dass Dieselmotoren nur mit dem Prüfkraftstoff Diesel und nicht mit anderen Kraftstoffen zertifiziert werden. Die Markteinführung von Pflanzenölen ist daher auch von der Politik abhängig. Außerdem müssen seit Jahresbeginn 2022 für Biokraftstoffe die Energiesteuer entrichtet werden. Landwirte, die Biokraftstoffe nutzen, bekommen dafür keine Agrardieselrückvergütung. Das stellt ökonomisch betrachtet den fossilen Diesel besser als Biokraftstoffe.